phneutral

joined 1 year ago
[–] [email protected] 0 points 3 months ago

Wie gesagt: Ich habe mich nie dezidiert mit Anarchistischer Theorie auseinandergesetzt.

Ich halte sehr viel von autonomen und selbstverwalteten Initiativen — habe auch schon selbst bei einigen mitgemacht, bspw. Premium Cola oder Utopiastadt hier in Wuppertal. Auch bei uns in der Firma versuchen wir die Hierarchien so flach und Projektteams so klein wie möglich zu halten. Da passiert sehr viel dynamisch und spontan, das hat natürlich mit (Selbst-)Vertrauen zu tun.

Grundsätzlich glaube ich, dass deine Problem-Schilderungen etwas überzogen sind. An vielen Stellen würde natürlich das Subsidiaritätsprinzip greifen und — auch wenn Repräsentant*innen nur imperativ gewählt sind — sind sie ja dennoch für bestimmte Aufgaben gewählt. Darüberhinaus treffen schlecht informierte Leute auch heutzutage schon schlechte Entscheidungen. Das ist eher ein Problem politischer Bildung und medialer Aufklärung. Viele Menschen wählen auch heute schon entgegen ihren eigenen Interessen. Da bräuchte es einfach mehr Zeit für gesellschaftliches Engagement — deshalb halte ich u.a. die generelle Einführung der 4Tage/32Std. Woche bei vollem Lohnausgleich für sehr wichtig.

Was Dir anscheinend nicht bewusst ist: Lokalpolitik ist auch heute kein Job, sondern ein Hobby, das mensch sich erstmal leisten können muss. Da sitzen eben auch keine Profis.

Ich bin aber bei Dir: Ganz ohne Regeln und Verwaltung können Probleme größeren Ausmaßes nicht gelöst werden. Weshalb ich glaube, dass Anarchie immer erstmal nur annäherungsweise funktionieren kann.

Beim Föderalismus kommt es ja auch auf die Implementierung an: top-down oder bottom-up. Exekutiv-, Parlaments- oder Direktwahl-Föderalismus. Checks and Balances. Da gibt es zig Möglichkeiten den einzelnen Gliedern mehr oder weniger Autonomie/Unabhängigkeit zu geben. Auf Reddit habe ich lange das „europäische Föderalisten“ Sub aktiv moderiert, da gab es zu der Zeit auch viele gute, tiefe Diskussionen zu einer tatsächlichen EU-Föderation.

Ich würde mir in Deutschland beispielsweise mehr Unabhängigkeit (und finanzielle Mittel) für die Kommunen wünschen.

Das Hauptproblem in unserem aktuellen System ist für mich weniger die Demokratie, sondern eher der ausartende Kapitalismus und in der Folge Korruption und Lobbyismus.

Hier stimmen wir zu 100% überein. Der Kapitalismus hat meiner Meinung nach seinen Zenit lange überschritten und es zeigt sich an allen Ecken und Enden, dass Privatisierung und unternehmerische Prozessoptimierung bei sozialen und gesellschaftlichen Problemen fehl am Platz sind. Wenn jahrzehntelange gespart wird, dann muss sich keiner wundern, wenn die Infrastruktur kaputt ist und Fachkräfte fehlen.

[–] [email protected] 0 points 3 months ago* (last edited 3 months ago) (3 children)

Ich bin selbst kein belesener Anarchist, aber ich würde dennoch sagen, dass die Anarchie eine sehr strikte Form der (Basis-)Demokratie ist. Der Fokus liegt eben auf der Herrschaftsfreiheit.

Gruppen organisieren sich Basisdemokratisch und probieren wo immer möglich Konsensentscheidungen auszuhandeln.

Müssen Entscheidungen auf höheren Ebenen getroffen werden, wird es föderalistisch organisiert. Gruppen senden Delegierte, die aber (anders als in „republikanischen“ Repräsentant*innen-Systemen) rechenschaftspflichtig und imperativ-gebunden sind. Sie dürfen also nur im Sinne ihrer Gruppe und des aktuellen Mandates abstimmen, nicht darüberhinaus und können jederzeit abgewählt werden. Es gibt keine Parteien, keine Fraktionen, keine Regierung, keine Opposition. Natürlich können adhoc Koalitionen gebildet werden.

Ergänzend: Habe gerade in deinen verlinkten Beitrag gelesen. Der Text vertritt augenscheinlich eine sehr reine (utopische?) Lehre. Das von mir beschriebene lässt sich wahrscheinlich eher in einem anarcho-syndikalistischen Umfeld verorten.

[–] [email protected] 0 points 3 months ago (3 children)

Ich werde gerne passives, zahlendes Mitglied — sagt Bescheid, wenn es soweit ist.

[–] [email protected] 0 points 3 months ago (1 children)

Volksfahrräder, so wie in Nordkorea?

[–] [email protected] 0 points 4 months ago (5 children)

Ich habe mir das immer mit dem Unterschied zwischen Top-down vs. Bottom-up erklärt. Also eine konsequente Anwendung von Basisdemokratie und Subsidiaritätsprinzip. Zusätzlich ausgeweitet auf alle Bereiche des Lebens: Demokratie nicht nur in der Politik, sondern z.B. auch am Arbeitsplatz.

[–] [email protected] 0 points 4 months ago (1 children)

Ist ja auch gut — um Parteienfinanzierung zu betreiben!

[–] [email protected] 0 points 4 months ago

Zu dem Thema fand ich die Folge vom Dissens-Podcast „Shopping Malls zu Sorgezentren“ sehr interessant: https://overcast.fm/+PyGn5HASI

Da geht es auch darum, dass Innenstädte nicht mehr ausschließlich für Konsum gebraucht werden, sondern ein größerer Teil für Pflege, Sorge und Begegnung genutzt werden kann.

[–] [email protected] 0 points 4 months ago

Größter Teilchenbeschleuniger aller Zeiten oder GröTaZ

[–] [email protected] 0 points 4 months ago

Ne, die haben den linken Teil vom politischen Spektrum einfach abgeschnitten und fangen beim liberalen Teil an.

[–] [email protected] 0 points 4 months ago

That’s why a real right to repair is so important.

[–] [email protected] 0 points 4 months ago

Enteignen und wegsperren!

[–] [email protected] 0 points 4 months ago (1 children)

Ich finde es einfach super kontraproduktiv da jetzt noch eine Plattform aufzumachen. Dadurch werden progressive Stimmen weiter aufgeteilt und Ressourcen zum Aufbau einer weiteren Wahlkampflogistik verschwendet.

Du hast im links-grünen Lager genug diverse Parteien mit reellen Chancen auf einen EP-Platz. Da sollte für jeden etwas dabei sein.

Der Einfluss im EP wird nicht größer, dadurch dass da jetzt noch jemand einen Einzelsitz bekommt. So läuft das in so einem bürokratischen Apparat einfach nicht. Sich selbst davon zu überzeugen, dass es bei einem selbst ganz anders läuft, ist vollkommene Überschätzung. Es wäre viel, viel sinnvoller die sowieso schon schwächelnden öko-sozialen Kräfte zu bündeln. Schau Dir Carola Rackete und Die Linke an.

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