Diese Beauftragten sind normalerweise weiße christliche Deutsche, die im Namen von JüdinnenJuden sprechen und häufig selbst in der Öffentlichkeit mit einer gewissen Jüdischkeit spielen, mit Pressefotos in Kippot, dem Aufführen jüdischer Musik oder dem Tragen israelischer Polizeiuniformen. Sie verkünden, wer als nächstes an den Pranger kommt. Wenn sie mit linken JüdinnenJuden in Deutschland aneinander geraten, ihre Veranstaltungen canceln und sie in verschiedenen großen Tageszeitungen des Antisemitismus beschuldigen, folgen sie nur dem, was der Bundesbeauftragte Felix Klein offen ausspricht: dass diese Juden nicht sensibel genug dafür sind, was Antisemitismus mit den Deutschen macht - dass überhaupt diese Juden Antisemitismus gar nicht richtig verstehen. Die Tatsache, dass die Deutschen die erfolgreichsten Antisemiten in der Geschichte waren, ist heute, das ist der perverse Twist, eine Qualifikation.
Ich finde diesen Teil besonders hervorhebenswert. Er zeigt eindrücklich, was im restlichen Artikel beschrieben wird. Dass man so sehr damit beschäftigt ist, die Erinnerungskultur zur Absolution der Täter zu instrumentalisieren, dass man gegenüber der Absurdität immun ist, als deutscher Nichtjude, Juden Antisemitismus vorzuwerfen, weil ihre Meinung nicht in das auf Israel verengte Narrativ passt.